Astrid Köppe · Grit Richter
16. Juni – 21. Juli 2007
Malerei, Zeichnung und Emaillen
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Astrid Köppe · Grit Richter
Malerei, Zeichnung und Emaillen 16. Juni – 21. Juli 2007
Astrid Köppes Zeichnungen resultieren aus alltäglich Beobachtetem. Seien es die Strukturen eines Fruchtjoghurts oder die von Wasserdampf, seien es Tierschemen, Salatblätter oder Grasflächen, Astrid Köppe inszeniert sie als irgendwie fremde, irritierende Objekte. Dabei ist der Abstraktionsprozess unterschiedlich stark vorangetrieben, die Erinnerung an einen bekannten Gegenstand unterschiedlich präsent. Farbe, Form und vermeintliche Oberflächenbeschaffenheit vermitteln Informationen über den Gegenstand, aber führen sie auf die richtige Fährte? Sollen sie das überhaupt?
Doch gleichgültig, ob deutlich wird, auf welchen Gegenstand sich das gezeichnete Objekt beruft, die Einfachheit der Form, deren schlichte und doch spezifische Beschaffenheit schärft die Wachheit gegenüber dem Wesen der alltäglichen, oft geradezu banalen Dinge, gegenüber der Schönheit ihrer Einzelformen, ihrer Oberfläche, ihrer Konsistenz.
Wie Zeichen stehen die vereinzelten Figuren im Raum, bezeichnen aber nichts Eindeutiges. Frontalität und Zentralität unterstützen den zeichenhaften Charakter ebenso wie der geringe Einsatz malerischer Mittel. Ein Kontext wird nicht zur Verfügung gestellt: die Grundfläche bleibt weiß und leer.
Diese Gestaltungsform treibt Köppe in ihren Emaillearbeiten auf Stahlblech konsequent weiter. Der vollkommen homogene, strukturlose, meist neutral-weiße Grund tritt zurück zu Gunsten der eigentümlichen Formgestalten, die flächig auf ihm aufliegen, ja fast auf ihm zu schweben scheinen. Die Materialität erinnert an alte Straßen- oder Werbeschilder. Doch haben diese den Sinn, eindeutige, allgemein verständliche Botschaften in Form von Piktogrammen, Schrift oder Symbolen zu vermitteln. Die Emaillen von Astrid Köppe konterkarieren genau dies. Sie kommen daher wie eindeutige Zeichen, bezeichnen aber nichts Greifbares. Während konventionelle Schilder auf etwas außerhalb ihrer selbst verweisen, verweisen Köppes „Schilderzeichen“ auf nichts als sich selbst.
Auch Grit Richter arbeitet mit zeichenhaften Elementen. Richters Bilder sind ruhige Bilder, mit meist vereinzelten, oft flächigen Motiven in warmer erdiger Farbigkeit. Auf einen ersten eher verbindlichen Eindruck folgt die Irritation des Betrachters. Das Bild gibt seine Autonomie nicht preis, lässt sich nicht instrumentalisieren. Die Bilder von Grit Richter verweisen auf innere Welten, die jeder Betrachter aus sich selbst heraus, aus seinen individuellen Erfahrungen und Erinnerungen konstruieren muss. Durch den teils pastosen, teils lasierenden Farbauftrag entstehen Zeit- und Raumebenen, die sich gegenseitig aufgreifen und wieder brechen. Motivisch ist es ein Spiel zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Eindeutigkeit und Irrealität.
In ihrer Serie „hausenwir“ beispielsweise begegnen dem Betrachter eindeutige Häuserformen. Aber es sind Häuser ohne Fenster und Türen, sie sind eigentümlich unzugänglich. Eine Horizontlinie bezeichnet Landschaft, aber die Landschaft ist unwirklich. Spiegelungen sind irreal, verhärten sich zu eigenen Formationen mit fast mehr Substanz als das gespiegelte Objekt. Ein vermeintlicher Weg führt eher in die Tiefenschichten des Bodens als auf dessen Oberfläche entlang.
Zeigt Grit Richter in ihren Arbeiten Menschen, gewährt sie auch hier dem Betrachter keinen rechten Zugang zu deren innerer oder äußerer Welt. Ein portraitiertes Gesicht versteckt sie oft, zum Beispiel hinter einer Maske oder einem tief in das Gesicht gezogenen Hut. Ein neutraler, undefinierter Grund gibt ebenfalls keinerlei Hinweise. Eine Figurengruppe führt eine scheinbar sinnlose Handlung in einer kulissenhaften, imaginären Landschaft durch. Stets bleibt dem Betrachter die dargestellte Figur verschlossen. Stets wird er auf seine eigene Innenwelt verwiesen.