Margret Eicher
1. Dezember 2012 – 19. Januar 2013
Margret Eicher
1. Dezember 2012 – 19. Januar 2013
Margret Eicher interessieren Muster: Muster als typisierte Strukturen des Denkens, des Fühlens und Verhaltens – nicht zuletzt des Gestaltens.
Es sind die visuellen Grundmuster, die unseren Alltag prägen. Das wussten Menschen sich schon immer zu Nutze zu machen. In Mythen, Erzählungen und Bildwerken dienten Idole und Heroen als mustergültige Vorbilder, um das jeweilige kulturelle Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck zu bringen. Bestimmte Verhaltensmuster wurden idealisiert und als erstrebenswert und prototypisch vorgeführt. Als ein solches Kommunikationsmedium war auch die höfische Tapisserie Instrument der Selbstvergewisserung, Projektionsfläche und Spiegel höfischer Lebensform. Sie zeigte kein Abbild der Welt, sondern deren Überformung und Deutung.
Margret Eichers großformatige Medientapisserien zitieren formal - aber auch funktional - die höfische Tapisserie absichtsvoll offensichtlich. Die Motive zeigen figurative Szenen von typisierender Gültigkeit und gleichzeitig flüchtiger Trivialität. Sie sind digitale Montagen aus vorgefundenem, medialem Bildmaterial. Verwendetes Figurenpersonal und Staffage entstammen historischen Gemälden, vor allem aber zeitgenössischer Medienfotografie. Eicher fügt die einzelnen Fragmente am Rechner zu Collagen zusammen, um in einem aufwendigen digitalen Bearbeitungsprozess die verschiedenen Bildteile zu einem bildräumlichen Kontinuum zu verbinden. In einem der Malerei vergleichbaren Verfahren wird das fotografische Vorbild zugunsten einer malerischen, der höfischen Tapisserie vergleichbaren Ästhetik zurückgedrängt.
Aktuelle Medienbilder, inszenierte Werbe- wie auch journalistische Fotografie, davon ist Margret Eicher überzeugt, bedienen sich traditioneller Bildcodes, die in unserem kollektiven Bildspeicher verankert und damit unmittelbar verstehbar sind. Indem Eicher ständig zwischen traditionellem Bildklischee - der höfischen machtrepräsentierenden Tapisserie - und aktuellen Thematiken changiert, betont sie den prägenden Einfluss medialer Bilder auf unsere gesellschaftlichen Strukturen, Muster, auf unser gesamtes Lebensgefühl . Im Zitat der höfischen Tapisserie als Kommunikationsmedium geht es um die allgegenwärtige manipulative Wirkungsmacht der Bilder über unser Meinen, Fühlen, Wollen.
Um die Reflektion des öffentlichen Bildes und seiner Subtexte geht es Margret Eicher auch in den CopyCollagen, die sie bereits seit den 80er Jahren entwickelt. Auch hier bedient sie sich der alltäglichen Flut der Bilder in Hochglanz- und Nachrichtenmagazinen. Entkontextualisiert und per Kopie vervielfältigt, kombiniert sie die gefundenen Einzelmotive in Collagetechnik seriell zu ornamentalen Wand und Rauminstallationen. Auch hier sind es wieder die visuellen und gesellschaftlichen Normen und Muster, die Margrets Eichers Motivauswahl begründen und zum Ausgangspunkt einer neuen/alten ästhetischen Kategorie werden: dem Ornament.
Margret Eicher (*1955) studierte an Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Fritz Schwegler und Prof. Rolf Sackenheim. Margret Eicher lebt in Berlin, Mannheim und Düsseldorf.