José Carlos Izquierdo
22. Oktober – 26. November 2011
Apokatastasis
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José Carlos Izquierdo
Apokatastasis 22. Oktober - 26. November 2011
Wie vage, der Erinnerung entlockte Traumbilder erscheinen die Federzeichnungen des jungen spanischen Künstlers José Carlos Izquierdo dem Betrachter. Mit mythologischen Erzählungen spielend driften sie in einem Niemandsland zwischen Realität und Fiktion, poetisch und fragil, witzig und ein bisschen absurd. Die Grenzen zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschwimmen und obwohl uns die Dinge irgendwie vertraut sind, sind sie zugleich verwirrend und fremd.
Izquierdos konstruktives Material sind Tausende von kleinen und kleinsten Zeichen, stark reduzierten, minimalistischen Formen wie Dreiecke, Kreise, Quadrate und Kreuze oder aber kurzen, geschwungenen Linien. Nur selten finden wir kompakte Linien oder Flächen. In der Regel kommen die Zeichnungen ohne Konturlinien aus. Sind wir gewohnt, die umschlossene Fläche in einer Zeichnung als Figur zu erkennen, muss sich unsere Wahrnehmung in den Zeichnungen Izquierdos anders organisieren. Hier sind es die Verdichtungen oder farbliche Differenzierung, die es uns ermöglicht, Gegenständlichkeit auszumachen.
Aus der Nähe betrachtet erleben wir eine chaotische Vielfalt. Geht man jedoch auf Distanz so scheint sich diese zu ordnen. Landschaften kristallisieren sich heraus, Figuren werden sichtbar. Und doch bleibt das Gefühl, dass die gerade entstandene Ordnung in ihrer Existenz bedroht ist. Mal scheint sie sich nicht richtig gegen das Chaos abgrenzen und jederzeit wieder überwuchert werden zu können. Mal wirkt die gegenständliche Welt in dem sie umgebenden Chaos so verloren, dass sie beständig in Gefahr ist, die mühsam der Natur abgetrotzten zivilisatorischen Errungenschaften erneut an diese zurück zu verlieren.
Formal erinnern einige Zeichnungen an die figurenreichen Arbeiten von Pieter Brueghel und Hieronimus Bosch oder aber an die Caprichos von Goya. Vielleicht denkt man auch an pointilistische Malerei, aber im Gegensatz zu derem streng wissenschaftlichen und theoretischen Ansatz geht es Izquierdo um die Flüchtigkeit der Erscheinung.
Izquierdos Arbeitsweise ist spontan und strukturiert zugleich, flexibel wie auch systematisch gestaltend. Chaos organisiert sich zu Ordnung und verliert dennoch nicht seine Autonomie. Das abstrakte Liniengefüge bewahrt den prozesshaften Charakter der Zeichnung. Es scheint, als verfolge Izquierdo einen Prozess der Dekomposition, der Auflösung oder Zerlegung bis hin zu einem Punkt, an dem Neues entstehen kann. Aber er legt sich nicht fest. Alles Entstandene bleibt jederzeit unbestimmt und gefährdet.