Matthias Reinmuth
18. April – 23. Mai 2009
Matthias Reinmuth
18. April – 23. Mai 2009
Bleischwere Schwüle, die sich über eine sich seitlich hart ins Bild schiebende gleißende, metallische Fläche senkt – Heißer Nachmittag; nebliggraues Blaugrau auf schwarz-grau-blauem expressiven Grund, wie die Gischt, die an einer Scheibe herunterlaufend, die Sicht versperrt – Wilde See mein Herz; eine dreidimensionale Windrose an der Grenze zwischen blauem Grund und sich darauf ausbreitender brauner Fläche – Stern über Rio.
Dünnflüssiger Farbauftrag, lasierende Schichten, herabtropfende Farbschlieren bestimmen die aktuelle Serie von Arbeiten des in Berlin lebenden Malers Matthias Reinmuth (*1974 in Heilbronn), in denen er sich mit dem Mythos Meer und Seereise auseinandersetzt. Meisterlich versteht es Reinmuth, mit seinen übereinander gelagerten Farbschichten die Tiefe des Raums zu suggerieren. Meist ausgehend von einem zarten, aus fein lasierenden Schichten aufgebauten hellen Hintergrund, überdeckt oder verschleiert er diesen in oftmals fast grobem Duktus.
Nur selten und sehr zurückgenommen verwendet er das für ihn so typische Repertoire schablonierter figurativer Elemente, die unverbunden ortlos den Bildraum um eine andere, hier rein narrative Ebene erweitern. Nur gelegentlich, fast wie eine Luftspiegelung, findet sich eine Schiffsschraube oder eine Windrose – Insignien der Seefahrt, oder ein Ei – das Ei des Columbus? Aber sie treten, anders als in Reinmuths älteren Arbeiten, meist hinter die nun großflächigen Farbergüsse zurück.
Anders die fett angespachtelten oder aus der Tube aufgetragenen Farbwülste, die fast Wunden in die dünnflüssigen Farbschichten zu reißen scheinen, wie Felsen in die sie umbrandende See. Sie treten haptisch aus der zweidimensionalen Leinwand heraus und spielen eine wichtige Rolle in dem Spiel zwischen den verschiedenen Bild- aber auch emotionalen Ebenen, zwischen Vorder- und Hintergrund, Nähe und Ferne.
Es ist die Mischung aus Zartheit und Schroffheit, aus Weite und Begrenztheit, es ist die Delikatesse seiner Malerei, die an Reinmuths Arbeiten so fasziniert. Man verliert sich in der Farbe, in der Ort- und Zeitlosigkeit des Bildes, wie in der Weite des Meeres.
Junge, komm bald wieder.