28. Oktober – 19. November 2022
Druckgrafik von
Andreas Hildebrandt, Alice Musiol, Katja Pudor und Johannes Regin
ÜBERDRUCK
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ÜBERDRUCK
Druckgrafik von
Andreas Hildebrandt, Alice Musiol, Katja Pudor und Johannes Regin28. Oktober - 19. November 2022
Die Arbeiten von Andreas Hildebrandt resultieren aus der visuellen und intellektuellen Faszination an Texturen, Rastern, Strukturen, Mustern, an Symbolik, Geometrie, Ornamentik. Erscheinungen der sichtbaren Welt, in denen sich die vielfältigen Transformationsprozesse in Natur und Kultur sowie untereinander spiegeln. Formen, Figuren, Gegenstände und Elemente, die einfach erscheinen und zugleich Bausteine komplexer Form - und Sinnzusammenhänge sein können.
Ganz gleich, ob er diese dem maßlosen Schauraum der Natur entnimmt oder deren Derivaten in Architektur, Technik und Kultur nachspürt - stets kombiniert und kultiviert er Form- und Farbimpulse auf dem Bildgrund wie auf einem Labortisch. Im Prozess einer experimentellen Bildfindung erkundet er, wie sich sein Material unter den Bedingungen der klassischen Malerei bzw. Grafik verhält. Dabei gehen Routine und Neugierde, Komposition und Zufall kontrapunktisch Hand in Hand. Im Dialog von gefundenen und freien Formen, von Nachbildung und Erfindung, von Repetition und Mutation artikulieren sich malerische und grafische Metamorphosen. Fest gefügte, technische Formen erodieren ins natürlich Gestaltlose, Flächenmuster verdichten sich zu plastisch- figürlichen Behauptungen, Buchstaben verwandeln sich in leeres Ornament, organische Strukturen muten plötzlich symbolisch an. (...)
Mathias WagnerAndreas Hildebrandt (*1973 in Dresden) studierte Landschaftsarchitektur an der TU- Dresden sowie Malerei und Grafik an der HfBK Dresden und war Meisterschüler bei Prof. Ralf Kerbach. Seit etlichen Jahren konzentriert sich Hildebrandt vor allem auf den Linolschnitt als Technik.
Hildebrandt erhielt zahlreiche Preise und Stipendien und ist in öffentlichen Sammlungen unter anderem der Deutschen Bundesbank, der Kunstsammlung Willy Brandt Haus, der Hasso Plattner Stiftung Potsdam, dem Kunstfond Sachsen oder der Kunstsammlung Städtische Galerien oder der Sammlung Golinelli Bologna vertreten.
Andreas Hildebrandt lebt und arbeitet in Potsdam.
Katja Pudor wählt für den Werkzyklus der Serie Urania Universum (2018) einzelne Blätter aus zwei Bänden der gleichnamigen Buchreihe aus. Die populärwissenschaftliche Buchreihe umfasst 36 Bände von Jahrbüchern fur Wissenschaft, Technik, Kultur, Sport und Unterhaltung und wurde vom Urania Verlag in Leipzig und Jena zwischen 1955 (Band 1) und 1990 (Band 36) herausgegeben. Katja Pudor hat einzelne Seiten des Jahrbuchs von 1968 sukzessiv mit eigens dafür hergestellten Druckplatten bedruckt. Mit den übereinandergelegten Schichten erreichen die Blätter zunehmende Komplexität. Mit jedem Druckvorgang ist weniger von den ursprunglichen Informationen sichtbar. Die einzelnen Druckschichten lassen sich im Rahmen des Druckprozesses zwar nicht vollständig kontrollieren, sie entstehen jedoch nicht zufällig und unabhängig voneinander und bringen den Ausgangstext fast vollständig zum Verschwinden.
Das mehrfache Überdrucken der im Zeitkontext der 70 ́ger Jahre in der DDR veröffentlichten Inhalte, in dem Jahrbuch Urania Universum, überführt den ursprünglichen Text in einen Bereich, der einerseits Prozesse des Erinnerns, aber auch jene der Imagination umfasst. Denn der Titel der Serie hält den verborgenen Subtext – wenngleich unter der Oberfläche und unseren Blicken entzogen – beständig präsent. Wie beim Palimpsest oder dem „Wunderblock“ ist der Ursprungstext abwesend und anwesend zugleich.
Die übrig gebliebenen Textspuren, verweisen auf verschiedene Zeitstrukturen und -vorstellungen: linear, parallel ablaufend oder als permanente Gegenwart. Jeder Überdruck des Urania Universums entwickelt eigene Bildoptionen. Denken und künstlerisches Handeln setzten sich in einer Art von denkerischem Handeln dem bildnerischen Prozess aus, dessen Wahrnehmungsfiguren und kompositorische Arrangements wenig vorhersehbar sind.
Katja Pudor studierte Malerei / Freie Kunst an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Katharina Grosse und Michael Bach und beendete das Studium als Meisterschülerin 2005. Sie nahm 2008 am Goldrausch Künstlerinnenprojekt art IT teil, erhielt das Arbeitsstipendium des Berliner Senats 2009 und konnte in mehrmonatigen Residencys (u.a. Künstlerhaus Schloss Wie- persdorf, Brandenburg) Arbeiten entwickeln und realisieren. Katja Pudor stellt in In- und Ausland aus. In ihren Arbeiten setzt Pudor sich mit dem Thema „Zeit“ auseinander und schafft Räume der Überlagerung von Denk- und Handlungsstrukturen.
Katja Pudor lebt und arbeitet in Berlin.
Das Ephemere, das Meditative, das sich Wiederholende und das Existenzielle sind die Themen in der Arbeit von Alice Musiol. Die eigene Biografie, Identität und die physischen Grenzen ihres Körpers sind weitere wesentliche Bestandteile ihre Werkes, das die Medien Installation, Objekt, Zeichnung und Druckgrafik umfasst.
Fundament ihrer Arbeit ist eine ökonomische und ökologische Grundhaltung, die sich u.a. in der Verarbeitung überschüssiger Ressourcen oder der Wiederverwendung von Materialien widerspiegelt. Beispielsweise nutzt sie ihren Fingerabdruck quasi als „Druckstock“, indem sie ihn in unendlicher Folge und unterschiedlicher Farbintensität, repetitiv auf das Blatt setzt.
Alice Musiol (*1971 in Kattowitz) studierte Freie Kunst und der Academie Beeldende Kunsten, Maastricht und dann an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von A.R. Penck. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien. Arbeiten von Alice Musiol befinden sich u.a. im Sprengel Museum Hannover, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, der Sammlung Wolfgang Hack und im Museum Kunstpalast, Düsseldorf.
Alice Musiol lebt und arbeitet in Köln.