Katharina Ismer
5. September – 4. Oktober 2008
Grünzone
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Katharina Ismer
Grünzone 5. September – 4. Oktober 2008
Bedeutende Malerei erschließt die Welt. In Katharina Ismers Bildern ist es eines der zentralen Themen der Moderne, die Spannung zwischen Zivilisation und Natur, die den Prozess der malerischen Gestaltung vorantreibt.
Einerseits fügen sich in ihren Bildern strenge geometrische Formen zu einer tragenden Struktur zusammen, andererseits gerät dieses Gefüge dadurch in Bewegung, dass ein Gewirr verzweigter, naturhaft wuchernder Linien sich an die Struktur anheftet, sie überlagert oder in sie eindringt. Der Exaktheit der Konstruktion wird die freie malerische Geste entgegengestellt. Das Spiel der Gegensätze setzt sich im Inneren der Extreme fort. Wenn die das Bild zusammenhaltenden Strukturen an aufeinander getürmte Bauelemente, oft an ganze architektonische Komplexe erinnern, so wird dies durch den großen Reichtum von (oft leichten) Farben, in denen die Elemente erscheinen, wieder dementiert. Das Technische der Konstruktion verwandelt sich in eine ortlos schwebende Phantasiearchitektur.
Auf der anderen Seite verweigert sich das organisch wuchernde Liniengewirr der Vielfarbigkeit der Natur. Bisweilen weist es eine einheitlich grüne oder blaue Tönung auf, bisweilen ist seine Erscheinung dunkel bis hinein ins Schwarze. Auf diese Weise gewinnt der tragende Gegensatz eine immer neue Ausdeutung.
Wenn das System geometrischer Strukturen auf ein gestisch wucherndes, vegetabiles Geflecht trifft, kann dies einen eher harmonisch-romantisierenden, ebenso aber auch einen düster-morbiden, fast apokalyptischen Charakter annehmen – ganz unterschiedlich geht das Kräftemessen zwischen diesen beiden Polen aus. In einigen Bildern schmiegen sich Schlingpflanzen an die scharfkantige Architektur, verleihen ihr weiche Züge, vermenschlichen sie, in anderen überwuchern sie die gefügten Bauelemente, erobern sich ihr Recht zurück wie ein Urwald, wenn er sich über verlassene Städte legt.Erinnerungsspuren sind in den Bildern zu entdecken, darauf verweisen auch ihre Titel. Aber es geht nicht um eine reine Wiedergabe der unmittelbaren Eindrücke. Das Sichtbare muss aufgelöst, eine neue, eigene bildnerische Realität geschaffen werden. So dringen die Bilder von Katharina Ismer in die an der Oberfläche nicht sichtbaren wesentlichen Bedeutungen unserer Lebensräume ein.