Peter Nikolaus Heikenwälder
29. Oktober – 28. November 2009
emergency apple
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Peter Nikolaus Heikenwälder
emergency apple 29. Oktober - 28. November 2009
Das Thema, das sich in Peter Nikolaus Heikenwälders neusten Arbeiten abzeichnet, scheint ein ganz eigener Kosmos zu sein, der sich jedoch erst auf den zweiten Blick offenbart. Ein Kosmos von unendlicher Tiefe, der den Betrachter in einen schwarzen oder gedämpft farbigen Strudel zieht, in welchem es weder Vorder- noch Hintergrund sondern nur undefinierten Raum gibt, der von meist geometrischen oder amorphen Objekten durchkreuzt wird, die dort ihre Bahnen ziehen. Die schwebenden Objekte tauchen aus der Dunkelheit der Bildtiefe auf oder verschwinden darin, durchkreuzen das Bild oder verharren auf der Stelle, je nach Sichtweise und Interpretation des Betrachters. Diese undefinierte Raumsituation lässt dem Rezipienten die Freiheit, zwischen den Objekten und Strukturen der Werke Bezüge zu schaffen und dem Heikenwälderschen Kosmos Erzählungen zu entnehmen, die von eigenen Erfahrungen und Assoziationen geleitet werden.
Die Bildtiefe von Heikenwälders abstrakten Arbeiten wird nicht durch den Einsatz von Perspektive erreicht, sondern mithilfe der Farbe erzeugt. In dünnen durchscheinenden Schichten wird eine Farbebene über die andere gelegt. So überarbeitet Heikenwälder den Hintergrund immer wieder, wobei er auch Objekte übermalt oder Farbe wieder auswischt und so ein räumliches Gesamtgefüge schafft, welches alle Teile der Bildkomposition miteinander verbindet. Dabei bleibt die Bildoberfläche gleichzeitig immer lasierend und leicht, während die Objekte in greifbaren Konturen und Farben modelliert sind. Sie verstärken dadurch den Tiefeneindruck, und dadurch, dass sie, obwohl sie von einer Lichtquelle außerhalb des Bildes angestrahlt werden, selbst keinen Schlagschatten werfen. Somit werden räumliche Anhaltspunkte verweigert und die Weite des Kosmos entsteht.
Während sich dieses Universum auf den großformatigen Arbeiten der emergency apple Ausstellung als unendliche Schwärze auftut, scheinen sich dem Betrachter in den kleineren Papierarbeiten kosmische Nebel in zurückgenommener Farbigkeit zu präsentieren. Doch auch diese bieten keine räumlichen Anhaltspunkte. Die Expedition in die Tiefe der Werke wird somit eine Reise ins Nichts, die dadurch auch den Titel verständlich macht. Dabei lässt auch die Übersetzung betrachterabhängige Interpretationen zu, da emergency sowohl eine Notsituation, als auch ein unvorhergesehenes Ereignis bedeuten kann. Und Unerwartetes kann sich in der Dunkelheit der Bilder durchaus verstecken. Nur was es sein könnte lässt Heikenwälder dem Rezipienten offen. Doch vermittelt er durch diese ungeklärte Situation ein ganz bestimmtes Gefühl, das seinen Widerhall durchaus in der Realität findet oder auch aus der Wirklichkeit entnommen hier bildnerische Umsetzung findet. Denn wo in Politik und Gesellschaft nur noch von Krisen gesprochen wird, kann Ungewissheit nicht ausbleiben.
Text: Anne Krüger