Constantin Grüning
17. Mai – 21. Juni 2008
Constantin Grüning – Malerei
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Constantin Grüning
Constantin Grüning - Malerei 17. Mai - 21. Juni 2008
Unser alltägliches Sehen ist geprägt von stark strukturierten, inhomogenen Eindrücken. Und auch physiologisch ist differenzierte visuelle Wahrnehmung erst durch Strukturen und Kontraste möglich. Das Erfassen insbesondere großer monochromer Flächen entspricht hingegen keiner vertrauten Erfahrung. Es ergeben sich Irritationen aufgrund ungewohnter Farb- und Raumwahrnehmung. Die üblichen Wahrnehmungsprozesse der räumlichen Organisation finden bei homogenen Flächen keinen Anhaltspunkt. Nehmen diese unser gesamtes Blickfeld ein, wird der Eindruck eines umhüllenden, in gewisser Tiefe sich verdichtenden Nebels erzeugt. Entfernung differiert je nach Helligkeit: Dunkel ist unserem Körper am nächsten, hellere Flächen rücken weiter weg. Durch ihre Gegenstands- und Formlosigkeit befördern sie das subjektive Erleben und erschweren eine ihnen gegenüber distanzierte, objektivierende Haltung.
Constantin Grünings großformatige Farbtafeln erzeugen eher die Erfahrung eines diffusen Farbmeeres denn einer planen Fläche. Durch den lasierenden Auftrag unterschiedlich farbiger Schichten überwiegt zunächst der Eindruck der obersten Farbschicht. Bei bestimmten Lichtverhältnissen tritt jedoch zunehmend auch die untere Farbebene aus der Tiefe hervor, ohne dass der Betrachter sie als Fläche oder Schicht wahrnehmen könnte. Unter anderen Lichtbedingungen verdichtet sich die Oberfläche wieder vollständig. Der Betrachter erlebt eine monochrome Fläche, die jedoch sehr deutliche Spuren des Farbauftrags aufweist. Diese kontrastierende sinnliche Erfahrung von Transparenz auf der einen und geschlossener, fast grober Oberfläche auf der anderen Seite erzeugt eine ganz besondere Spannung in diesen Bildern.
Eine zweite Variante stellen die vollkommen deckenden Farbtafeln Grünings dar. Ihre Oberfläche weist eine sehr feine Struktur des Pinselstrichs auf, ist aber vollkommen undurchdringlich. Zwischen
zwei und acht verschiedenfarbige Tafeln werden einander gegenüber gestellt. Keine Farbe ist für sich allein wichtig oder dominiert über die andere. Die innere Spannung ergibt sich hier aus dem spezifischen Verhältnis der Farben zueinander.
Constantin Grünings (annähernd) monochrome Malerei übt in ihrem Wechselspiel der Eindrücke eine besondere Faszination aus. Sie korrespondiert mit dem sie umgebenden Raum und fordert den Betrachter heraus. Gegenstandslosigkeit, Verkörperung des Immateriellen, dem allein eine geistige Qualität eignet, verlangt die Einlassung des Betrachters auf die eigene sinnliche Erfahrung. Sie verlangt Versenkung, losgelöst von einer raum-zeitlichen Verortung im Hier und Jetzt.
Constantin Grüning, *18.12.1958, studierte von 1980 - 86 Illustration an der Fachhochschule für Gestaltung Hamburg. Von 1984 - 1995 Mitarbeit im Druckatelier Peter Fetthauer, Hamburg. Seit 1986 Freischaffender Maler, Zeichner und Grafiker.