Martin Kasper
Weit offene Räume – geschlossen. Die eigentümlichen, menschenleeren Räume von Martin Kasper gewähren, bühnenbildgleich, einen zentralperspektivischen Einblick durch eine fehlende vierte Wandseite. Der Betrachter scheint sich nicht inmitten des Raumes zu befinden, sondern er bleibt außen vor. Zu sehen sind keine privaten, sondern in der Regel öffentliche Räume – Hallen, museale Ausstellungsräume, Unterführungen, Garagen.
Sie sind verlassen, das Leben ist aus ihnen gewichen. Spuren des Abbruchs eines praktischen Lebenszusammenhangs, der einmal die Räume sinnvoll füllte, sind zwar sichtbar, aber es finden sich keine direkten Zeugnisse einer individuellen Nutzung. Die Räume haben vielmehr eine raum-zeitliche Dimension, die in ihrer inneren Abgeschlossenheit und Fremdheit weder eine narrativ ergänzende Lesart einfordern noch im Sinne der Spurensicherung als Zeugen einer Erinnerungskultur gelesen werden können.
Indem die dargestellten Räume von allem Leben entleert sind, wird der Betrachter auf den malerischen Prozess selbst, auf die illusionistische Präsentation der räumlichen Gebilde verwiesen. Damit stellt sich aber auch grundsätzlich die Frage, wie es um die objektive Welt bestellt ist und ob sie nicht als reine Vorstellung, als Schein zu entlarven ist.
Zudem löst Kasper in einigen neueren Arbeiten seine bisher eher statischen Raumarchitekturen zugunsten einer stärkeren, manchmal dekonstruierenden Dynamik auf, die sich auch farblich und in der Materialauswahl mitteilt. Verwendete er zuvor Eitemperafarben, die eine mattglänzende, gleichmäßig ruhige Oberfläche erzeugt, arbeitet er nun häufig mit Ölfarben, deren Prozesshaftigkeit im Arbeitsvorgang eine größere Bandbreite an Oberflächenqualitäten in sich birgt. Die teils gespachtelten, nervöseren Texturen der Ölfarben korrespondieren mit der Unwirtlichkeit oder auflösenden Dynamik der Orte.
Vita
1962
geboren in Schramberg
1982-87
Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
2011-15
Gastdozent an der HEAR, Strasbourg
lebt und arbeitet in Freiburg im Breisgau
Preise und Stipendien
2005
Stipendium Cité Internationale des Arts, Paris
2002
Stipendium des IAAB in Montréal, Christoph Merian Stiftung Basel
1990-91
Stipendium Akademie Schloss Solitude, Stuttgart
Einzelausstellungen (Auswahl)
2022
DISCO, Galerie Carolyn Heinz, Hamburg (mit Katharina Büche)
Zeitsprünge, Podium Kunst e. V., Schramberg
2020
Body and Space, Pascal Danz und Martin Kasper Galerie Bernhard Bischoff & Partner, Bern
2019
Im Wechsel, Galerie Bernhard Bischoff & Partner, Bern
2018
Studio Paintings, Galerie Mario Strzelski, Stuttgart
Im Wechsel, Galerie Bernhard Bischoff & Partner, Bern
Martin Kasper im Wasserschloss Glatt - VERTIGO, Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt
2017
Lieu Caché, Galerie Hubert Schwarz, Greifswald
METPO, Galerie Carolyn Heinz, Hamburg
Peinture contemporaine 10 galéries, Galerie Sator, Paris
Randzonen, Galerie Strzelski, Stuttgart
Architecture and Transgression, Staatliches Architekturmuseum Moskau (Shusev-Museum) Moskau
Ben Hübsch-Martin Kasper, Sammlung Hurrle, Durbach
2016
Martin Kasper-Malerei, Galerie Pro Arte, Freiburg
Lost in Translation, Galerie Eric Mircher, Paris
Martin Kasper, Gesellschaft der Freunde junger Kunst, Baden-Baden
Bruchstücke/Spiegelfragmente, Städtisches Museum Engen + Galerie, Engen
Pong, Haus der Kunst St. Josef, Solothurn
Happy togehter, Gemeinschaftsarbeiten von Ben Hübsch und Martin Kasper, Kunstverein Weil, Weil am Rhein
2015
Voisinages, centre d‘art contemporain André Malraux, Colmar
2014
Vendange Tardive, Ben Hübsch und Martin Kasper,centre d‘art contemporain, Meymac
Martin Kasper, Leseraum Museum Biedermann
Echokammer, Museum Künstlerkolonie, Mathildenhöhe Darmstadt
2013
Adventus, centre d‘art contemporain, Meymac
anscheinend scheinbar, Galerie Carolyn Heinz, Hamburg (mit Reinhold Engberding)
2012
Nouvelles Perspectives, Galerie Eric Mircher, Paris
2011
Invasion, Galerie Foth, Freiburg
Zeiträume, Galerie Michael Schultz. Berlin
Up and down, Chalabi Art Gallery, Istanbul
Rotation, Galerie Eric Mircher, Paris
2007
Raumerinnern, Städtische Galerie Villingen-Schwenningen, Villingen-Schwenningen
Ausgeräumt, Haus der Kunst St. Joseph, Solothurn
2006
Peinture allemande, Galerie Eric Mircher, Paris
2002
Treibstoff, Kunsthalle Bremerhaven
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
2020
Kunst im Setzkasten, Forum Kunst Rottweil
2019
Le réel est une fiction, seule la fiction est réelle, centre d‘art contemporain, Meymac, F
Tutti i pani del mondo, Fondazione Sassi, Matera, I
2013
Wahlverwandschaften, aktuelle Malerei und Zeichnung aus dem Museum Frieder Burda, Museum Franz Gertsch, Burgdorf
2012
Innenräume, mit Manfred Hamm, Kunstverein Offenburg
Territoires, MAMCS (Musée d‘Art Moderne et Contemporain de Strasbourg), Strasbourg
2011
Et si l’espace ne serait qu’une dimension intérieure, centre d‘art contemporain, Meymac
Tragique du paysage, Galerie Eric Mircher, Paris
2010
Alltag und Ambiente, Kunstverein Pforzheim
The Alchemy of Delusion, Galerie Aeroplastics, Brüssel
2009
Ratpack, mit Philippe Fangeaux und Daniel Schlier Chapelle St. Jacques, centre d‘art contemporain, St. Gaudens
Pièce à Part, Galerie Eric Mircher, Paris
Constellations, Bejing 798 Biennale 2009, SZ artcenter, Peking
2008
Lieux de Vie, centre d‘art contemporain, Meymac
7x7 Malerei der Gegenwart, Städtische Galerie Offenburg
2005
Flash Back, Kunstverein Freiburg
Inside/Outside, Haus der Kunst St. Joseph, Solothurn
2002
Painting on the Move, After Reality-Realism and Current Painting Kunsthalle, Basel
2001
Abbild – recent portraiture and depiction, Steirischer Herbst, Landesmuseum Joanneum, Graz
Sammlungen
Städtische Kunstsammlung Darmstadt
Sammlung Biedermann
Mamcs (Musée D'art Moderne Et Contemporain De Strasbourg)
Sammlung Novartis
Sammlung Städtische Galerie Villingen-Schwenningen
Collection Bernard Massini
Collection Francois Fauchon Et Brigitte Ferrari
Collection Colas