Peter Nikolaus Heikenwälder
03. September – 26. Oktober 2011
LUC
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Peter Nikolaus Heikenwälder
LUC 03. September - 26. Oktober 2011
Stille. Unergründliche Dunkelheit, schwarz wie die Nacht. Geräuschlos schweben farbige Formen, Körper, rätselhafte Gebilde durch den entgrenzten Raum. Immer mehr werden es, je stärker sich das Auge an die Dunkelheit gewöhnt. Leuchten, glimmen, glühen sie aus sich heraus oder gibt es eine unsichtbare Lichtquelle, durch deren Schein sie aufglänzen?
Beim Farbsehen löst Schwarz keinerlei Erregung aus. Aber Peter Nikolaus Heikenwälders Schwarz ist kein reines Schwarz, keine vollkommene Dunkelheit. Es gibt bläuliches Schwarz, bräunliches oder eher fahles Schwarz. Das Schwarz bestimmt die Grundstimmung des Raumes. Es scheint, als färbe der bunte Kosmos den ihn umgebenden Raum ein und - wie in einer Wechselwirkung - entziehe wiederum die Verdunkelung den schwebenden Körpern mehr oder weniger stark ihre Farbintensität. Die Farben schimmern wie kostbare Seidenstoffe, mal leuchtend ungebrochen, mal dezent pastellig. Die Farbgebung spielt für die Definition des Raumes eine ebenso wichtige Rolle wie die Körperhaftigkeit der Elemente und deren Anordnung im Raum. Die farbigen Welten, die sich aus diesem ortlosen Dunkel herausschälen, bleiben abstrakt und sind dennoch körperhaft lebendig: Unwirklich Vorstellungswelten sind es, magisch, zauberhaft - irgendwie verwirrend und doch wundersam anziehend.
Gelegentlich gewährt der Künstler einen Einblick quasi hinter die Kulissen. Es ist, als höbe sich der Vorhang zur falschen Zeit einen Spaltbreit und gäbe den Blick frei auf eine chaotisch ungeordnete Welt hinter der Bühne. Ist das, was der Künstler uns also eigentlich zeigt nur ein geglättetes, entschleunigtes Blendwerk, eine Scheinwelt vor dem wahren Chaos?
Peter Nikolaus Heikenwälders Arbeiten sind malerisch, sinnlich und zugleich expressiv. Sie bauen auf Gegensätzen. Dunkelheit steht gegen Licht und Farbe, Ruhe gegen die schnelle Bewegung; biomorphe Körper gegen geometrisch-flächige Elemente von hoher Strahlkraft, erlesene Farbenpracht gegen rationale Dinglichkeit. Feinste Lasurmalerei wird schneller, spontan gesetzter Zeichnung oder scheinbar nachlässig heruntergelaufener Farbe gegenübergestellt.
Aber die Gegensätze bilden keine Brüche sondern stehen als gleichberechtigte Vielfalt sich gegenseitig bedingend nebeneinander. Man könnte auch sagen, dass Heikenwälders Bildwelt uns einerseits zu der Einsicht führt, dass die gegebene Ordnung der Welt kontingent ist, in Nichts gründet, das Notwendigkeit beanspruchen kann. Dass sie aber andererseits uns nicht im Chaos zurücklässt, sondern zeigt, dass Ordnung auch anders möglich ist. Denn die ästhetische Stimmigkeit, Ergebnis künstlerischer Meisterschaft, ist das Medium, in dem der Künstler seine Ordnungsbildung hervorbringt.